Montag, 9. Juli 2007

Zur Erinnerung

Der folgende Clip aus dem Morgenmagazin geistert schon etwas länger durch die Blogosphäre, ich möchte da auch nochmal drauf zeigen.

Laßt es Euch auf der Zunge zergehen: Diese Leute entscheiden darüber, ob und wie Internetnutzer überwacht werden, Daten auf Vorrat und blauen Dunst hin gesammelt werden, verabschieden in einem ungewöhnlich hohem Tempo den Paragraphen §202 des StGB, den sogenannten Hacker-Paragraphen, der Admins und jeden der sich mit der Sicherheit von Systemem beschäftigt kriminalisiert. Schon der Besitz von Tools zur Identifizierung von Sicherheitslücken (die Programmierung sowieso) ist somit strafbar, das ist in etwa so, als würde man jemandem verbieten sein defektes Haustürschloß zu reparieren - sogar die Überprüfung der eigenen Haustür wäre schon illegal.

Vom Chefparanoiker Schäuble ist man schon seit geraumer Zeit nicht anderes mehr gewohnt als eine Konkatenation galoppierender Blödheit Beratungsresistenz, aber wie ich schon erwähnte, halte ich den Typen für traumatisiert und nur beschränkt bis garnicht mehr zurechnungsfähig. Um so schlimmer, dass der Verrückte von niemandem gestoppt wird. Im Gegenteil, der kleine Wolle erfährt durch solche Schnellabwicklungsverfahren wie im Falle §202 noch positive Bestärkung und läßt sich in einem Ansturm von Übermut dazu hinreißen, laut darüber nachzudenken, ob man nicht anfangen sollte Leben unterschiedlich zu bewerten und dem Staat erlauben sollte ab und an mal den finalen Rettungsschuß vorzuverlegen, im Sinne einer legalisierten, prophylaktischen Tötung, zur Sicherheit versteht sich. Auch gegen den Import des Guantanamo-Konzeptes hätte der Wolle nichts einzuwenden, wen wundert's. Potentielle Terroristen (also eigentlich wir alle) werden zu Kombattanten umgetauft und sollen in naher Zukunft in Sammelstellen interniert werden, ich habe eine grüne und eine rote DejaVù-Lampe im Kopp, eine von beiden rotiert gerade heftigst.

Die Absurdität dieser Vorschläge überrascht mich mittlerweile weniger, eben weil diese von Schäuble stammen. Meine entspannte Haltung, die aus der Annahme resultiert, dass irgendjemand da oben noch genug Grips in der Birne hat, um den Durchgeknallten rechtzeitig wegzusperren, wandelt sich langsam in Unbehagen inklusive Gänsehaut um. Das Durchboxen des Hacker-Paragraphen in Verbindung mit der Idee der Onlinedurchsuchung per Bundestrojaner ist so subtil, wie ein Tourettekranker in einer Bibliothek. Ob es nun kollektive Ahnungslosigkeit oder Ignoranz ist, ich hoffe, dass irgendjemand rechtzeitig aufwacht und Herrn Schäuble dahin schiebt wo er hingehört, in die Geschlossene. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zum Thema: Der CCC zum Paragraphen §202.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mein Lieblingszitat von Herrn Liebermann:"Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."
Es ist wirklich erbärmlich mit wie wenig Sachkenntnis Gesetze beschlossen werden. Kein Wunder,
dass die Wirtschaftsspionage
in Deutschland boomt: niemand darf/kann sein Netzwerk auf Sicherheit überprüfen. Pöser nmap, pöser, pöser ping. Genau! Schafft den Ping ab! Damit kann man ganz böse Sachen machen......ihr Informations-Legastheniker! Pah!