Noch nie hatte ein Post so viele Tags wie dieser. Zugegeben, es ist kein wirkliches Happening, was mir heute abend passiert ist, aber seltsame genug, um es zu verbloggen.
Folgende Situation: Ich beende gerade ein, wie ich finde recht gelungenes Layout für die Internetpräsenz eines Kumpels, fülle hier und da schonmal ein wenig Inhalte hinzu, um mal sehen wie das Dingen so gefüllt wirkt. Ich bin zufrieden, klopfe mir fast selbst auf die Schulter, und denke mir: Sauber, nun erstmal gepflegt eine Flasche Wein aufmachen und 'n Film anschmeissen (um die 21:00 Uhr). Gesagt, tun getan.
Hinsichtlich des Weines: Es gab billigen Lidl-Fusel einen erlesenen roten Tropfen aus der Pfalz (oder aus dem späten Burgund ... was weiß ich). Dazu eine Tüte ölig, würzig Erdnüsse, lecker - schmeckt aber in Kombination mit Rotwein, wie Knüppel auf'm Kopp, laßt Euch das gesagt sein.
Dazu bin ich auf die selten dämliche Idee gekommen, mir einen Horrorfilm auszusuchen. In diesem erholt sich die Bevölkerung Englands gerade von einer Seuche, die aus Menschen kannibalistische Zombies macht, aber denkste. Dazu sei angemerkt, dass ich in einem kleinen, aber feinem freistehendem Häusschen wohne, mit viel Grün drumherum, man könnte fast ländlich sagen, sprich: Hier ist eigentlich nie etwas los.
So weit, so gut. Film ist durch, war echt spannend. Ich habe noch ein letztes, gut gefülltes Glas Wein, mache noch ein wenig Musik an (die aktuelle Scheibe von KT Tunstall ist echt gut). Nebenher stopfe ich noch Texte in die bereits erwähnte Seite. Plötzlich klopft es an meinem Fenster (Sichtschutz immer unten), zweimal kurz & hart. Das passiert eigentlich nur tagsüber. Zu erwähnen sei, dass mein Schreibtisch direkt neben dem Fenster steht, wir reden also von maximal 60 bis 70 cm Luftlinie von der Scheibe zum Ohr, kurz gesagt: Das war scheissenlaut, und ich habe mich höllisch erschrocken. Nun gibt es lediglich eine handvoll Personen, die erstens: Zu dieser Uhrzeit vorbeikommen würden. Und denen ich selbiges, zweitens, zu dieser Uhrzeit auch verzeihen würde. Also schnell gespeichert, und mal vor die Tür getreten, um zu sehen wer da stört mich da besuchen möchte. Nischt. Alles leer und dunkel, da keine Beleuchtung hier im Weg. Ich sehe mich nochmal um, ohne Erfolg, und beschließe wieder ins Haus zu gehen. Ich sitze keine vier Minuten (gut ein Song), da klopft es wieder. Okay, denke ich, da hat sich eben jemand einen Scherz erlaubt und mittlerweile genug gelacht. Also wieder raus, um wieder nichts und niemanden vorzufinden. Ein lautes Hallo? führt auch zu nichts.
Einersteits merke ich langsam, wie mir etwas auf den Sack geht, andererseits habe ich den Film noch zu frisch im Kopp und ein bisserl mulmig wird mir auch. Whatever, erstmal zurück zum Wein an den Rechner und eben noch schnell einen ordentlichen Schluck hinuntergestürzt Absatz in die Tasten gehauen. Dieses Mal dauert es ca. fünf Minuten, bis es wieder an die Scheibe bollert, ich mich wieder fast einkacke ein wenig erschrecke. Es mag die Nachwirkung des Filmes gewesen sein, ich springe jedenfalls auf, hechte vor die Tür und leuchte mit einer Taschenlampe wild durch die Gegend. Dort ist natürlich wieder niemand, habe ich nicht anders erwartet, gehe wieder rein, schlage dem Klopfer laut denkend vor, doch mal mit seiner Mutter zu kopulieren. Mache das Licht im Flur aus, gehe in die Küche, schnappe mir ein Messer (das oben rechts im Block, Michael Myers wäre zufrieden), schleiche wieder raus und mache die Haustür von aussen zu. Ich husche möglichst leise in die Anfang meines Gartens, wo ich mich hockenderweise auf die Lauer lege. Es ist ziemlich schattig. Ich atme durch den geöffneten Mund, versuche also nicht zu schnaufen, bewege mich Null und warte auf ... irgendwas.
Geplant hatte ich, zu warten bis der Klopf-Kalle auftaucht, um dann wild schreiend und mit dem Messer fuchtelnd aus meinem Versteck zu stürmen. Soetwas wie Geronimoooo oder ähnlich schwebte mir vor. Eventuell auch nur ein kehliges Death-Metalesques Gebrüll, das kann ich ganz gut. War bestimmt sowieso nur einer meiner Kumpels, der heute morgen anstatt einen, gleich zwei Kasper gefrühstückt hatte. Nach einer Viertelstunde kamen die ersten Zweifel, ob das noch so lustig ist. Ich meine, ich hockte um kurz vor Mitternacht mit einem recht grossen Messer in meinem Garten und fror mir die Klötze ab.
Und wer weiß, evtl. war das sonstwer. Wollte man vielleicht nur die Lage abchecken, um mir meine angehäuften, im hauseigenen Tresor verstauten Schätze zu stibitzen? Dunkel, kalt, hohe Luftfeuchtigkeit und ab und zu mal ein Knacken im angrenzenden Gebüsch - alles in allem: Sehr ungemütlich. Aber so leicht wollte ich mich dann doch nicht geschlagen geben. Ich harrte also noch weitere 20 Minuten der Dinge, die da kommen sollten. Diese Dinge waren recht dürftig und ich bin dann nach guten 35 bis 40 Minuten Rumhockens wieder ins warme Haus, habe meinen Rest Wein getrunken und mich über meinen eigene Blödheit amüsiert. Immerhin, über mich lachen konnte ich noch. Aber es wäre schon grosses Tennis geworden, wenn das geklappt hätte. Wer auch immer das war, hat Schwein gehabt. Aber abwarten. Tarnnetze und Selbsteingrabungstechniken werden nur der Anfang sein. Im Vergleich zu mir wird Sam Fisher wie ein, an Parkinson leidender Elefant mit Tremor, im Porzelanladen wirken.