Dienstag, 23. Januar 2007

Chinese Gold Farmer

Interessanter, kurzer Preview zu einer Dokumentation über sogenannte Goldfarmer in China. Ich bin auf den kompletten Film gespannt. Goldfarmer sind professionelle Online-Spieler, die virtuelle Währungen aus bekannten MMORPGs gegen Bares aus dem RL handeln. Auch oder gerade seltene Items (Waffen oder Rüstungen) lassen die reale Kasse klingeln. Mittlerweile haben sich bereits Online-Shops gebildet, die Währungen für die gängigen, grossen Games (WoW, Lineage, Final Fantasy, Guildwars) anbieten. So kosten zum Beispiel 200.000 Gold aus dem Spiel Guildwars (=200 Platin) bei diesem Anbieter knappe 13 Euro.

Meinereiner ist erfahrener Guildwars-Spieler der ersten Stunde (nur PvE), und ein bisserl farmen kann ich mittlerweile auch. Ich habe von guten Farmern gelesen, die pro Stunde 10 bis 15 Platin erbeuten, ohne den Verkauf seltener Items mit einzuberechnen. Diese rare Drops können, sofern sich Käufer finden, 50 bis 100 Platin bringen. In seltenen Fällen gibt es Items, die um die 180 Platin kosten. Ich als Freizeit-Spieler mit normalen Farm-Kenntnissen komme evtl. auf sechs bis acht Platin, aber das ist nur eine Schätzung. Farmen ist ziemlich stumpf, aber manchmal braucht man die Kohle. Back to Topic: Wie zur Hölle rechnet sich das?

Die Tatsache, dass der Konsum eines Produktes, nämlich das Spielen eines Computerspiels wiederum eine Dienstleistung sein kann, die geldwerten Nutzen bringt ist schon seltsam genug. Die daraus erwachsene zweite Schattenwirtschaft (die erste soll sich irgendwo an den Börsen dieser Welt befinden) dürfte jedem Wirtschaftswissenschaftler riesige Fragezeichen auf die Stirn stempeln. Ein ironisch, groteskes Paradoxon. Wir bezahlen dafür, dass Andere das tun was eigentlich ein Freizeitvergnügen sein sollte, weil wir selbst vor lauter Arbeit keine Zeit mehr dafür haben. Die Arbeit muss aber getan werden, da sich ansonsten der recht hohe und komfortable Lebensstandard nicht halten liesse und wir uns ausserdem die Computerspiele nicht leisten könnten. Dass die armen Schweine, die bis zu 12 Stunden oder länger vor diesen Spielen sitzen, nur Hungerlohn erhalten können ist logischer Schluss, denn anders geht die Rechnung nicht auf. Aber sind die Spieler arme Schweine ? Auch hierzulande gibt es Freaks, die den lieben, langen Tag zocken und Spass daran haben. Dass in asiatischen Gefilden Powergamer nach 50 Stunden Dauerdaddeln tot umkippen, wundert auch niemanden mehr. Und ob ein Fabrikarbeiter besser verdient, angenehmere Arbeitsbedingungen oder Spass am Job hat, will ich stark bezweifeln.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

... ebay macht Schluss mit Goldfarmern: Kein virtuelles Gold mehr gegen bare Münze